
Gesundheitsversorgung
So wichtig ist die PKV für das deutsche Gesundheitssystem
Das deutsche Gesundheitssystem basiert auf zwei tragenden Säulen: der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) und der privaten Krankenversicherung (PKV). Während die gesetzliche Krankenversicherung mit ihrem Solidarprinzip seit geraumer Zeit gegen ihre finanzielle Schieflage ankämpft, bietet die private Krankenversicherung mit dem Äquivalenzprinzip als Strukturmerkmal eine stabile wirtschaftliche Situation.
Seit geraumer Zeit wird das Modell der Bürgerversicherung diskutiert. Die Pläne sehen vor, dass diese Einheitsversicherung das aktuelle Gesundheitssystem, eines der teuersten weltweit, ablösen könnte, um die Gesundheitsversorgung wieder in stabileres Fahrwasser zu lenken.
Ohne PKV – was dann?
Rund um diese Diskussion wird häufig vernachlässigt, welchen wichtigen Beitrag die private Krankenversicherung für das Gesundheitssystem insgesamt leistet. Die Gesamtzahl der Versicherungen war im Jahr 2024 auf 39,8 Millionen gestiegen. Damit ist fast jeder Zweite in Deutschland privat zusatz- oder vollversichert. Mit den Versicherungsleistungen der PKV flossen im vergangenen Jahr 40,3 Milliarden Euro in das deutsche Gesundheitssystem. Davon sind mehr als 12,3 Milliarden Euro jährlich Mehreinnahmen, die dem Gesundheitssystem fehlen würden, wenn es nur gesetzlich Krankenversicherte gäbe. In der Folge bestünde die Gefahr, dass Arztpraxen schließen müssten und die medizinische Versorgung in ländlichen Gebieten weiter ausgedünnt würde. Diese Beträge leisten somit einen wichtigen Beitrag zur medizinischen Versorgung in Deutschland und unterstützen damit die Leistungsfähigkeit vieler Ärzte, Praxen und Kliniken.
Investitionen in moderne Gesundheitsleistungen
Insofern greifen die Diskussionen um die sogenannte Zweiklassenmedizin oft zu kurz. Denn tatsächlich wird unter den Tisch gekehrt, dass alle Patienten – ob gesetzlich oder privat versichert – von den Geldern profitieren, die für Versicherungsleistungen der PKV fließen. Die private Krankenversicherung ist häufig ein Türöffner für medizinische Innovationen, da sie keine Genehmigungsvorbehalte kennt und Ärzten keine Budgetgrenzen setzt.
Auf dieser Grundlage können modernste Behandlungsmöglichkeiten wesentlich schneller etabliert werden. Ein Blick auf gängige Vorsorgeleistungen zeigt beispielhaft die deutlichen Unterschiede: Während gynäkologische Vorsorgeuntersuchungen oder Magen-Darm-Spiegelungen in der gesetzlichen Krankenversicherung oft standardmäßig enthalten sind, gibt es für einige innovative Verfahren wie Krebstherapien mit Protonenbestrahlung, erweiterte genetische Diagnostik oder moderne minimalinvasive OP-Techniken keine oder nur eingeschränkte Erstattungen durch die GKV.
Im Gegensatz dazu ermöglicht die PKV ihren Versicherten den Zugang zu fortschrittlichen Behandlungen. Ein Beispiel dafür ist die optische Kohärenztomografie (OCT) zur Diagnostik und Therapie von Netzhauterkrankungen. Durch die Leistungen aus der privaten Krankenversicherung können Praxisinhaber in solche Geräte, die bis zu 100.000 Euro kosten, schneller investieren. So refinanziert sich dieser Betrag über Zahlungen aus der privaten Krankenversicherung in circa 1,8 Jahren, während es mit den Regelungen der GKV 5,4 Jahre wären.
Praxen am Limit?
Ohne Privatpatienten stünden Praxisinhaber vor finanziellen Herausforderungen. Patienten erwarten für ihre Behandlung heutzutage modernste Behandlungsgeräte sowie qualifiziertes Personal. Die Investitionen und laufenden Kosten für den Praxisbetrieb sind somit meist sehr hoch: Das Brutto-Jahresgehalt einer medizinischen Fachangestellten liegt bei durchschnittlich 38.500 Euro jährlich. Für drei oder vier Mitarbeitende summieren sich allein die Personalkosten monatlich sehr schnell auf fünfstellige Beträge. Ungeachtet der weiteren Aufwendungen für die Praxisräume, Telefon, Versicherung et cetera: Kommen Anschaffungen, zum Beispiel für ein Ultraschallgerät, hinzu, beziffern sich diese auf 10.000 bis 100.000 Euro – abhängig vom gewünschten Funktionsumfang.
Wirft man einen Blick auf die Fallpauschalen, die gesetzliche Krankenkassen für bestimmte Leistungen übernehmen, verfestigt sich der Eindruck, dass Einnahmen durch Privatversicherte für die Wirtschaftlichkeit vieler Praxen sehr wichtig sind. Das Portal praktischArzt veröffentlichte, wie hoch unterschiedliche Pauschalen für gewisse Einzelleistungen von Hausärzten abgerechnet werden können:
- Wundnaht oder kleiner operativer Eingriff: 14,17 Euro
- Lungenfunktionsprüfung: 29,34 Euro
- Schilddrüsenultraschall: 9,34 Euro
- Ultraschall Bauch: 17,25 Euro
- einzelne Impfung, beispielsweise Grippe: 7,60 Euro
- Kombinationsimpfung: 15,60 Euro
- Demenztest bei über 70-Jährigen: 13,40 Euro
- Belastungs-EKG: 21,97 Euro
- Hausbesuch: 23,29 Euro
- Vorsorgeuntersuchung alle zwei Jahre: 35,16 Euro
Eine starke PKV: Ein wichtiger Beitrag für das duale Gesundheitssystem
Die GKV und PKV ergänzen sich und sichern gemeinsam die Gesundheitsversorgung in Deutschland. Besonders die private Krankenversicherung trägt maßgeblich dazu bei, dass innovative Verfahren und moderne Behandlungsmethoden auch gesetzlich Versicherten zur Verfügung stehen. Ohne diese finanziellen Mittel wären viele medizinische Fortschritte und Investitionen in hochmoderne Technik kaum realisierbar. Zudem unterstützt die PKV aktiv Innovationsförderungen, etwa durch die Beteiligung am Start-up-Fonds „Heal Capital“ mit über 200 Millionen Euro Kapital, um digitale Gesundheitslösungen voranzutreiben. Eine starke PKV steht somit nicht nur für Vorteile für Privatversicherte ein, sondern für das gesamte Gesundheitssystem.