Ärzteschaft in Deutschland
Das Rückgrat im Gesundheitswesen mit Menschlichkeit
Bevor nach den Olympischen Spielen von Paris in den letzten Wochen des Sommers eine Nachrichtenflaute aufkommt, erhitzt eine Idee von Ralf Hermes, Chef der IKK Innovationskasse, die Gemüter. Dieser schlug vor, dass gesetzlich Versicherte künftig für Behandlungen beim Facharzt freiwillig eine zusätzliche private Versicherung mit einem Selbstbehalt von 2.000 Euro abschließen könnten. Damit würden gesetzliche Krankenkassen bis zu dieser Grenze keine Behandlungskosten übernehmen. Als Belohnung dafür könnte ein Bonus von 600 Euro ausgezahlt werden, der wiederum in die private Zusatzversicherung für Facharzttermine investiert werden kann.
Der Effekt dieses Konzepts wäre eine Reduzierung unnötiger Facharztbesuche. Bislang können gesetzlich Versicherte, sooft sie wollen, zum Arzt und dieses Flatrate-Modell sei nicht mehr finanzierbar. Der Bundesgesundheitsminister konterte sofort, dieser Vorschlag stehe nicht zur Debatte. Dieser Denkanstoß ist aber ein guter Anlass, um einen Blick auf die Landkarte der Ärzteschaft in Deutschland zu werfen. Immerhin würde eine derartige Maßnahme massive Veränderungen für Patienten sowie Mediziner bedeuten. Wie in vielen anderen Branchen muss auch in den Arztpraxen der demografische Wandel bewältigt werden.
Struktur der Ärzteschaft
Denn 28 Prozent aller Fachärztinnen und Fachärzte sind mittlerweile 60 Jahre und älter. Bei allen niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten sind es 41 Prozent. Neun Prozent aller Ärztinnen und Ärzte sind 65 Jahre oder älter und stehen dem Arbeitsmarkt somit nicht mehr in Vollzeit zur Verfügung. Dabei übernehmen viele Medizinerinnen und Mediziner nach wie vor Bereitschaftsdienste – auch in Kliniken oder als Notarzt – sowie Urlaubsvertretungen in den Praxen. Nach Schätzungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI) vom Februar dieses Jahres ist bis 2040 ein Mangel von 30.000 bis 50.000 Ärztinnen und Ärzten zu erwarten. Dieser wiederum trifft auf die zunehmend überalterte Bevölkerung.
Berufstätige Ärztinnen und Ärzte nach Arztgruppen
Arztzahlen zeigen Tendenz nach oben
Die Bundesärztekammer veröffentlichte in ihrer Statistik zum Jahresende 2023 deutschlandweit rund 428.500 berufstätige Ärzte. Das bedeutet in den letzten Jahren einen beständigen Anstieg – sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich. Verglichen mit der Auswertung aus dem Jahr 1990 bedeutet die Zahl eine Erhöhung von 65 Prozent. Die Zahl der Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit wiederum belief sich im Jahr 2023 auf 140.300 und hat sich damit im gleichen Zeitraum mehr als verdoppelt.
Arztdichte in Deutschland
Im Jahr 2023 kamen im Bundesdurchschnitt rund 197 Einwohner auf einen Arzt. Innerhalb der deutschen Ärzteschaft stellen Internisten die größte Arztgruppe mit 61.899 Ärzten dar. Zusammen mit Chirurgen und Allgemeinmedizinern machen sie ein Drittel aller berufstätigen Ärzte aus. Rund 64.700 Arztpraxen gibt es derzeit in Deutschland. Ein Drittel davon sind allgemeinmedizinische und praktische Arztpraxen. Konsequenterweise entfiel ein Großteil der fachärztlichen Behandlungsfälle auf Internisten und Allgemeinmediziner wie auch hausärztlich tätige Allgemeinmediziner.
Übersicht der Arztdichte nach Bundesländern
Doch die Arztdichte geht nicht grundsätzlich mit einer besseren Versorgungssituation in allen Regionen einher. In Ballungszentren wird in der Regel von einer Überversorgung gesprochen – Berlin, Hamburg und Bremen sind hier führend. Demgegenüber spricht man in Brandenburg, Sachsen oder auch in Flächenländern – wie zum Beispiel Niedersachsen – laut Angaben von Statista mit 230 bis 250 Einwohnern pro Arzt eher von einer Unterversorgung.
Zahnärztliche Versorgung
101.344 Zahnärzte gab es im Jahr 2022 deutschlandweit – 72.767 davon übten ihren Beruf auch aus. Zudem zählte das Statistische Bundesamt 36.367 Zahnarztpraxen – ebenfalls mit einer stärkeren Präsenz in Ballungsgebieten. Auch in diesem Bereich belegen Berlin und Hamburg mit 117 beziehungsweise 113 Zahnärzten pro 100.000 Einwohner Spitzenplätze.
Die Zielgruppe Ärzteschaft
Die Zahlen und Statistiken weisen grundsätzlich auf eine homogene Zielgruppe hin, welche aber doch unterschiedliche Anforderungen zeigt, hervorgerufen durch das Beschäftigungsverhältnis, die regionalen Strukturen oder auch den medizinischen Fachbereich. Dabei sind am Ende immer die individuellen Vorstellungen für den Versicherungsschutz ausschlaggebend. Bedarfe einer anspruchsvollen Personengruppe, die die ärztliche Versorgung in Deutschland aufrechterhalten soll.